Bekannte und Freunde fragen schon mal, ob da bei einem Shooting nicht mal mehr passiert. Und sind dann ganz überrascht, denn viele haben anscheinend ganz falsche Vorstellungen davon, was bei einem erotischen Shooting im gewerblichen Bereich abläuft. Oder wundern sich, dass der Fotograf nicht so geil wird, dass er seine Kamera auf der Stelle weglegen würde und das Mädchen vernaschen wolle.
Was geht, was geht nicht?
Es ist schon drei oder vier Jahre her, aber ich kann mich nahezu an jedes Wort noch erinnern. Ich hatte von einem Erotikportal einen Fotoauftrag für einen Club im Siegerland. Eines der Mädchen, die ich fotografieren sollte, hieß Mona. Nein, sie nannte sich Mona, den richtigen Namen kenne ich nicht, das ist ja in diesem Gewerbe auch eher eine Ausnahme. Jedenfalls kam sie irgendwo aus dem östlichen Europa, ich meine Polen, sie sprach aber relativ gutes Deutsch. Die Fotos von ihr für das Portal waren bereits gemacht, wir standen nun wieder unten im Empfangsraum, gemeinsam mit dem Betreiber und zwei anderen Mädchen. Eine von diesen erwähnte was von einem privaten Erotik-Shooting, was mal ein Fotograf von ihr gemacht hätte, von daher habe die ja schon Erfahrung. Dieses nahm Mona zum Anlass und fragte mich, ob ich auch für sie privat Fotos machen könnte. Grundsätzlich ist das kein Problem, ist eigentlich nur eine Frage der Location. Und des Preises natürlich, aber dazu später mehr.
Sofern das Mädchen zu Hause die Möglichkeit hat, kann man dies natürlich dort machen. Wir haben mehrere Pannesamt-Tücher mit großen Abmessungen, da kann man den gesamten Hintergrund mit verdecken bzw. abdecken. Da verschwindet dann auch eine Anbauwand in Eiche rustikal komplett aus dem Zimmer. Ansonsten besteht ja immer noch die Möglichkeit, solche Fotos in freier Natur zu machen, da dieses Gespräch aber im Winter stattfand, war das zu dieser Zeit nicht so vorteilhaft. Oder oben ein Mietstudio, welches in jeder größeren Stadt zu finden ist. Allerdings müsste sie dann die Kosten dafür auch tragen, zusätzlich zu dem Geld, was ich für meine fotografische Dienstleistung bekommen würde. Jetzt zeigte sich Mona doch sehr erstaunt und schaute mich mit großen Augen an, denn dass ich Geld dafür haben wolle, damit hatte sie anscheinend nicht gerechnet. Ich gab ihr nur zu Antwort, wenn ich mit ihr ins Zimmer wolle und dort Spaß haben wolle, dann müsse ich doch auch bezahlen.
Wieder ein erstaunter Blick und die Frage, ob ich wirklich mit ihr Sex gegen Bezahlung haben möchte, doch meine ablehnende Antwort warf sie dann völlig aus der Bahn. Ich habe lange keine junge Frau mehr gesehen, die so beleidigt geschaut hatte. Keine Ahnung, welche Vorstellung Mona von einem Fotografen hat, der auch im Erotikbereich arbeitet. In meinem Fall war es wohl die falsche Meinung.
Aber was darf ein Fotograf und was nicht? Was darf er sagen und was nicht? Was darf er machen und was nicht? Hängt natürlich immer von der Situation ab. Kann ich mit einem lockeren Spruch das Mädchen ein wenig aus der Reserve locken, damit sie lächelt und damit die Fotos besser werden, ist das völlig in Ordnung. Auch ein Kompliment, dass sie gut aussieht, sollte eigentlich jede junge Dame freuen. Aber auch ehrlich sein. Will ein Mädchen die Bilder aus Diskretionsgründen ohne Gesicht, dann sollte sie auch nicht die Haare zu einem Zopf zusammenbinden und immer in die Kamera schauen. Das macht unnötige Arbeit bei der späteren Bildbearbeitung. Dem Mädchen sagen, dass sie sich umziehen soll, solange es nicht im Befehlston ist, und natürlich alles andere, was dem Mädchen nicht gefällt oder offensichtlich unangenehm ist, sollte man auf jeden Fall lassen. Eine gewisse Sympathie zwischen Model und Fotograf kann nicht falsch sein, dann läuft alles ein wenig lockerer ab, und das sollte auch ein Garant für gute Fotos sein.
Ein weiterer Punkt in dem Erotikgewerbe, was entweder von den Mädchen selbst oder aber von dem Betreiber kommt, ist das gezielte Ausfragen des Fotografen. Vielleicht kennt man sich von früher, und dann kommt schon mal das Gespräch auf früher und die damalige Kollegin, und dann heißt es auf einmal, ob ich denn nicht wüsste, wo die Nicole aus dem Club S. geblieben ist. Selbst wenn ich Nicole letzte Woche noch bei einem Shooting in einem Privathaus gesehen haben sollte, hier ist Diskretion angebracht. Vielleicht hat der alte Chef ja noch eine Rechnung mit ihr offen und möchte wissen, wo er sie finden kann. Nicole? Keine Ahnung, nichts mehr von gehört. Das gleiche gilt für die Frage nach dem neuen Betreiber von einem Club, ob das den stimmen würde, dass der Peter oder wer auch immer da jetzt dahinter steht. Sorry, ich weiß, wie die Empfangssame heißt, aber wer was zu sagen hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. So zumindest meine Aussage in einem solchen Fall.
Das Model anflirten oder direkt aufs Ganze gehen und Hand anlegen, das kann ganz schön nach hinten los gehen. Niemand weiß, ob es nicht irgendwo einen Aufpasser für das Mädchen gibt, dieser muss ja mit dem Club gar nichts zu tun haben. An die Adresse des Fotografen zu kommen, sollte kein Thema sein. Und dann fangen die Probleme erst an. Und selbst, wenn das Mädchen nur zum Clubbetreiber geht und erzählt, der Fotograf hätte sie angefasst, was sie nicht wollte, würde das für den Fotografen eine Menge Ärger bedeuten. Und natürlich einen Kunden weniger.
Das Ganze kann sich natürlich auch anders rum abspielen. Was mache ich als Fotograf, wenn das Mädchen auf mich zu geht und mehr als nur Fotos von mir will. Eigentlich dürfte es ja nicht rauskommen, wenn das mehr passiert, aber … Man kann keinem vorschreiben, wie man hier reagiert, aber man sollte auf jeden Fall dran denken, was im beruflichen und privaten Umfeld danach passieren kann. Und das kann den Ruf ganz schön schädigen. Am besten auf den Flirtversuch erst gar nicht eingehen und das Mädchen in diesem Fall abblitzen lassen. Außerdem weiß man ja auch nicht, was das Mädchen im Schilde führt. Wenn es wirklich zu mehr kommt und Fotograf und Model schließlich im Bett landen (wohl gemerkt, wir sprechen immer noch vom gewerblichen Erotikbereich), dann heißt es nachher, wir hatte eine Stunde Sex, eine Stunde kostet 150 Euro, dann zahl jetzt bitte mal … Ups! Und wenn ein Model mal fragt, ob es mich als Fotografen nicht geil macht, immer die schönen nackten Frauen vor der Linse zu haben, dann ist ein einfaches „nö“ meine Antwort. Inzwischen hat man schon so viel gesehen, da passiert nichts mehr. Und wenn, dann auf keinen Fall zugeben.
Klar gibt es schon mal Situationen, in denen man sich Nahe kommt. Nachdem das Mädchen auf dem Sideboard liegend fotografiert worden ist und nun wieder auf dem Boden möchte, aber aufgrund ihrer 10 cm High Heels da ein wenig Probleme mit hat, kann man natürlich als Fotograf behilflich sein. Aber dann beim Erreichen des Bodens auch direkt wieder loslassen, ansonsten könnte das von dem Mädchen falsch verstanden werden. Das gleiche gilt für die Situation, dass da Shooting beendet ist, das Model sich gerne mal die Fotos auf dem Display der Kamera anschauen möchte, aber keine Anstanden machte, sich anzuziehen. Zumal sie auf den letzten Fotos außer roten halterlosen Strümpfen und schwarzen High Heels nur ein passendes Strumpfband trug. Sonst nichts, keinen Slip und keinen BH! Als Profi muss man hier aber auch ruhig neben dem Mädchen sitzen können, auch wenn dieses sich auf der Schulter des Fotografen abstützt.
Will sich das fotografierte Mädchen zum Schluss mit einem Küsschen auf die Wange verabschieden, soll das auch durchaus erlaubt sein. Wenn sie die Fotos schön findet und sich auf diese Art bedanken möchte, kann sie das gerne tun. Im Endeffekt ist es doch das gleiche wie die Begrüßung durch die Empfangsdame oder – wenn man mal raus aus dem erotischen Dienstleistungsgewerbe geht – durch eine gute Freundin, die man nach langer Zeit mal wiedergesehen hat. Oder die Schwägerin, die einem zum Geburtstag gratuliert, oder die Freundin, der man einen großen Gefallen getan hat oder … oder … oder …
Pauschal sagen, was erlaubt und was verboten ist, kann mal also nicht. Es hängt immer von der Situation ab. Und jeder sollte für sich selbst entscheiden und schließlich auch verantworten können, was geht und was nicht geht. Wenn es ein Risiko auf private Seite (sehr eifersüchtige Ehefrau bis hin zum aufgeflogenen Fremdgehen) oder auf beruflicher Seite (guter Ruf als Fotograf) gibt, sollte man es sein lassen, im anderen Fall ist ein kleiner Flirt durchaus erlaubt. Immer mit der Hand an der Notbremse und bei Bedarf sofort aussteigen. Dann kann eigentlich nichts schieflaufen. Und wer sich selbst bzw. seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat, der sollte sich vielleicht erst mal überlegen, ob der für den Job als Erotikfotograf geeignet ist.